Wie Unternehmen trotz Fachkräftemangel Mitarbeiter*innen finden - Sibylle Stippler
Ratgeber für Arbeitgeber

Wie Unternehmen trotz Fachkräftemangel Mitarbeiter*innen finden

Der Fachkräftemangel ist für die meisten Unternehmen längst Realität. In vielen Branchen und Berufen fehlt es an qualifiziertem Personal. Derzeit sind deutschlandweit knapp 80 Prozent der Stellen schwer zu besetzen. Im Vergleich dazu: Im Jahr 2010 waren es noch knapp 25 Prozent (weitere Zahlen dazu finden Sie auf www.kofa.de).

Besonders gesucht werden Fachkräfte im Handwerk, für Gesundheit und Pflege, in Metall- und Elektroberufen und in der IT. Entgegen der weit verbreiteten Meinung fehlen uns vor allem Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, und zwar acht Mal mehr als Akademiker mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium. Dies gilt auch für die Arbeitsagenturbezirke Bergisch Gladbach, Düsseldorf, Bonn und Brühl. Hier fehlen zum Beispiel besonders Mechatroniker, Bauelektriker, Altenpfleger und Fachkräfte für Automatisierungstechnik, aber auch in vielen anderen Berufen ist der Arbeitsmarkt eng (siehe Abbildung).

Hat auch Ihr Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen? Das können Sie tun:

Tipp 1: Schärfen Sie Ihr Profil als attraktiver Arbeitgeber

Punkten Sie nicht nur mit Ihren Dienstleistungen oder Produkten, sondern auch als Arbeitgeber. Was macht Ihre Unternehmenskultur aus? Fragen Sie Ihre Mitarbeiter*innen. So finden Sie starke Argumente, die für Sie als Arbeitgeber sprechen. Kommunizieren Sie Ihre Stärken auf dem externen Arbeitsmarkt. Legen Sie Wert auf eine attraktive Internetpräsenz und stellen Sie sich dort als Arbeitgeber vor – am besten mit O-Tönen der Beschäftigten. Dieser Bereich sollte für die Nutzung mit mobilen Endgeräten („Responsive Design“) optimiert sein, denn ein Großteil der Menschen ist heute per Smartphone oder Tablet auf der Jobsuche. Und vergessen Sie nicht: Eine starke Arbeitgebermarke wirkt sich auch positiv auf die Mitarbeiterbindung aus.

Tipp 2: Bilden Sie aus

Den eigenen Nachwuchs selbst ausbilden, das ist für viele Mittelständler der Königsweg zu gut qualifizierten Fachkräften. Bei einer dualen Berufsausbildung können Sie Ihre spätere Fachkraft passgenau trainieren und sicherstellen, dass neben der Theorie auch betriebsspezifisches Wissen erlernt wird. Zeigen Sie frühzeitig Perspektiven auf, um Ihre Nachwuchskräfte im Anschluss an die Ausbildung zu halten.

Tipp 3: Öffnen Sie die Unternehmenstüren für weitere Zielgruppen

Trotz Rekord-Erwerbsbeteiligung gibt es noch unausgeschöpfte Potenziale auf dem Arbeitsmarkt: 

  • Ältere Fachkräfte sind leistungsfähig, gut ausgebildet und erfahren. Viele Ältere haben einen Erwerbswunsch, aber nicht zwingend im Umfang einer Vollzeitstelle. Unternehmen sollten, soweit es ihnen die Lage erlaubt, mit den Wünschen der Beschäftigten mitgehen und es zum Beispiel ermöglichen, die Zahl der Arbeitsstunden nach und nach zu verringern.
  • Frauen bieten großes Potenzial für Fach- und Führungsaufgaben. Mit einer langfristigen Personalplanung können Sie qualifizierte Mitarbeiterinnen gezielt fördern und binden. Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie tragen dazu bei, dass Frauen ihren Erwerbsumfang erhöhen.
  • Bewerber*innen mit schlechten Zeugnissen oder Lücken im Lebenslauf entpuppen sich beim Kennenlernen oft als wahre Praxis-Talente. Unternehmen sollten auch solchen Bewerber*innen eine Chance geben. Ziel sollte es sein, die Person zu finden, die am besten zum Unternehmen passt. Und das ist nicht unbedingt immer die mit dem besten Notendurchschnitt.
  • Internationale Fachkräfte sind nicht nur gut qualifiziert: Sie bringen auch neue Denk- und Sichtweisen mit und bereichern die Unternehmenskultur. Auch wenn Unternehmen noch keine internationalen Märkte bedienen, sind vielfältige Belegschaften eine Bereicherung. Die passgenauen Berater*innen helfen Ihnen dabei, geeignete Bewerber*innen zu finden.
  • Die Integration von Geflüchteten bietet Chancen und Potenziale. Willkommenslotsen unterstützen Sie dabei, geeignete Kandidaten zu finden und helfen dabei, bürokratische Hürden zu überwinden. Berichte aus der Praxis zeigen: Für Unternehmen und Geflüchtete kann sich der gemeinsame Weg lohnen.

Tipp 4: Professionalisieren Sie Ihre Personalarbeit

Das Wichtigste zum Schluss: Personalarbeit ist mehr als Personalverwaltung. Die richtigen Mitarbeiter*innen zu finden und zu binden ist in Zeiten von Fachkräftemangel erfolgsentscheidend. Nehmen Sie sich Zeit für die Bedürfnisse Ihrer Belegschaft. Wählen Sie mit Bedacht die zu Ihrem Betrieb passenden Maßnahmen aus (siehe Kasten) und setzen Sie sie konsequent um. Eine gute Personalarbeit führt zu positiven betriebswirtschaftlichen Effekten, wie eine repräsentative Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt. Mit anderen Worten: Investitionen in die strategische Suche, Entwicklung, Führung und Motivation der Mitarbeiter*innen zahlen sich aus.

Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung
Informationen zu allen genannten Handlungsfeldern bietet die Webseite des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung. Unter www.kofa.de finden Unternehmen Handlungsempfehlungen, Praxisbeispiele, Checklisten, Videos, kostenlose Webinare und Schritt- für-Schritt-Anleitungen. Gestartet wurde das KOFA im Jahr 2011 vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, es wird gefördert durch das Bundeswirtschaftsministerium und hat das Ziel, kleine und mittlere Unternehmen bei der Gestaltung einer guten Personalarbeit und der Fachkräftesicherung zu unterstützen.

SIBYLLE STIPPLER
Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Teamleiterin im Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA)
www.kofa.de